Einst war das Schilfschneiden – neben dem Weinbau – typisch pannonisch. Heute sind es nur noch etwa fünf Betriebe rund um den Neusiedler See, die dieses Handwerk ausüben. Doch ihr Beitrag ist unbezahlbar: Sie bewahren nicht nur eine jahrhundertealte Tradition, sondern tragen auch zur Pflege des einzigartigen Naturraums bei.
Von Anfang Jänner bis Mitte März sind die Bedingungen ideal: Der erste Frost hat die Blätter vom Rohr gelöst, die Arbeit kann beginnen. Die Schilfschneider-Betriebe rund um den Neusiedler See sind dann fast täglich im Schilfgürtel unterwegs. Früher wartete man auf zugefrorene Seen, heute helfen moderne Maschinen, um die schwere Arbeit etwas zu erleichtern. Spezialmaschinen mit Raupenfahrwerk machen auch bei Eis und Schlamm keinen Halt. Doch körperlich fordernd bleibt das Schilfschneiden allemal. Die Halme, oft bis zu drei Meter lang, werden geputzt, zu Bündeln gebunden und sorgfältig geschlichtet.
Nach dem Trocknen beginnt das Sortieren – und schließlich der Verkauf in alle Welt. Früher war das Schilf auch im Burgenland eines der wichtigsten Baumaterialien der Region. Dach für Dach wurde damit gedeckt. Doch heute wird der Großteil des Schilfs vom Neusiedler See ins Ausland exportiert: In Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Dänemark werden Dächer damit gedeckt, B-Ware wird zu Dämmmaterial verarbeitet.
Für die wenigen verbliebenen Schilfschneider ist ihr Beruf mehr als nur ein Job. Es ist diese besondere Nähe zur Natur, die das Schilfschneiden auch heute noch zu einem identitätsstiftenden Element der pannonischen Kultur macht.